KRANKHEITSBILD
Viele Namen für eine Krankheit
Es handelt sich um die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung: rheumatoide Arthritis, RA, chronische Polyarthritis, rheumatoide Polyarthritis, Gelenkrheuma, entzündliches Rheuma - Ärzt:innen haben viele Namen für diese immer gleiche Erkrankung.
Welche Symptome sind typisch für die Rheumatoide Arthritis?
Zu Beginn spüren viele Patient:innen plötzlich auftretende Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen in einem Gelenk, oft gepaart mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl und Erschöpfung.
Es ist für viele verwirrend, dass die betroffenen Gelenke wechseln können. Mal ist es das Knie, mal der Ellenbogen und Tage später dann die Fingergelenke.
Die Schmerzen durch die Gelenkentzündung treten häufig in Ruhe auf, oft sind sie nachts am stärksten. Druck auf das Gelenk sowie eine maximale Beugung oder Streckung verstärken sie. Typisch für die RA ist die sogenannte Morgensteifigkeit, eine Art Anlaufschmerz am Morgen. Die betroffenen Gelenke sind zuerst unbeweglich und schmerzhaft, nach langsamen Bewegungen lässt der Schmerz dann nach.
Wer ist von einer rheumatoiden Arthritis betroffen?
Die RA ist keine “Erkrankung des Alters”, sondern kann in jedem Alter auftreten, auch bei Kindern. Mit einer Prävalenz von 0,5 bis zu einem Prozent ist die rheumatoide Arthritis die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung; die Prävalenz steigt mit zunehmendem Lebensalter. Die ersten Symptome treten jedoch häufig erst zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahrzehnt auf. Frauen erkranken zwei bis drei Mal häufiger als Männer.
Laut letzter Daten sind in Österreich etwa 70.000 bis 80.000 Menschen von RA betroffen. Die Neuerkrankungen bewegen sich jährlich im Bereich zwischen 2.500 und 4.700.2
Zu den häufigsten rheumatologischen Erkrankungen, die schon früh auftreten können, gehört die juvenile idiopathische Arthritis: eine:r von 1.000 unter 16-Jährigen erkrankt daran. Zu beobachten ist, dass dadurch das vermehrte Auftreten von weiteren Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis und Zöliakie begünstigt sein können.3
Treten typische RA-Beschwerden auf, sollte dies als Alarmsignal verstanden und rasch durch Allgemeinmediziner:innen bzw. idealerweise durch Rheumatolog:innen abgeklärt werden. So wird sichergestellt, dass eingeschränkte Beweglichkeit, Schmerzen und die Zerstörung von Gelenken so früh wie möglich verhindert werden.
Ursachen einer rheumatoiden Arthritis
Ein übereifriges Immunsystem ist der Ausgangspunkt bei der RA, ein Auslöser dafür konnte allerdings bisher nicht gefunden werden. Da die Ursache unbekannt ist, kann sie dementsprechend auch nicht durch eine gezielte Therapie geheilt werden. Ärzt:innen sprechen deshalb von einem dauerhaften (chronischen) Verlauf. Infektionen, genetische Faktoren und Umwelteinflüsse (z.B. Rauchen) spielen eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankung.
Wie läuft so eine Entzündung ab?
Unser körpereigenes Immunsystem schützt uns normalerweise vor eindringenden Krankheitserregern, wie beispielsweise Bakterien, Viren oder Pilzen. Gelangen solche Erreger in den Körper, werden Bestandteile des Immunsystems (Botenstoffe) aktiv, um diese rasch abzutöten. Sobald die Gefahr durch die Eindringlinge gebannt ist, wird die Produktion der Botenstoffe eingestellt.
Bei der RA ist dies ganz ähnlich, allerdings richtet sich das körpereigene Immunsystem nun nicht gegen fremde Krankheitserreger, sondern gegen bestimmte Bestandteile des eigenen Körpers. Vom Immunsystem irrtümlicherweise als Feind erkannt, werden diese bekämpft. Man spricht daher von einer Autoimmunerkrankung - die Ursache der Krankheit ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems gegen körpereigenes Gewebe. Die Entzündung kann daher nie ausheilen, sondern wird immer wieder aufs Neue entfacht und angeheizt.
Im Falle der RA handelt es sich vorrangig um Entzündungsprozesse in der Gelenkinnenhaut (Synovialis), die Gelenkstrukturen wie Knorpel und bei schwerem Verlauf auch Knochen schädigen bzw. zerstören können. Die Folgen sind Gelenkschwellungen und -schmerzen sowie Deformationen, betroffen sind vor allem kleine Gelenke, zum Beispiel der Hand- und Finger-, aber auch der Fußgelenke. Ohne eine gezielte Behandlung können Bewegungen zunehmend eingeschränkt werden.
Typen
Einteilung der Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises in vier Hauptgruppen4:
- Entzündliche, rheumatische Erkrankungen: z.B. Rheumatoide Arthritis, juvenile idiopathische Arthritis, Psoriasis Arthritis, Spondylitis ankylosans oder Vaskulitiden
- Degenerative, rheumatische Erkrankungen: abnutzungs- und altersbedingte Erkrankungen der Gelenke und Wirbelsäule (Arthrosen)
- Chronische Schmerzerkrankungen: z.B. Fibromyalgie (Weichteil-Rheuma)
- Entzündungen des Bewegungsapparates bei Stoffwechselstörungen: z.B. Gicht oder Osteoporose
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