Multiple Sklerose



KRANKHEITSBILD

Symptome der Multiplen Sklerose

Typische MS-Symptome:

  • Empfindungsstörung an Armen und Beinen
  • Sehstörungen
  • Kognitive Beeinträchtigungen
  • Sprachstörungen
  • Starke Müdigkeit (Fatigue)
  • Blasenstörungen
  • Muskelschwäche
  • Sensibilitätsstörungen
  • Mobilitätseinschränkungen / Bewegungsstörungen
  • Konzentrationsschwächen
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Entzündungen bei Multipler Sklerose

Wenn Körpergewebe angegriffen wird

Bei der MS werden die sog. Myelinscheiden angegriffen. Dabei handelt es sich um die Umhüllungen der Nervenfasern in Gehirn und Rückenmark.
Grundsätzlich sorgen die Myelinscheiden für eine rasche Weiterleitung von Impulsen (u. a. für koordinierte Bewegungsabläufe) zwischen dem ZNS und der Muskulatur. Aufgrund der Erkrankung kommt es zu einer Schädigung der Myelinscheiden, wodurch die Reizweiterleitung stark verlangsamt wird.
Wenn die Myelinscheide und schließlich auch die Nervenfaser durch eine dauerhafte Entzündung beschädigt wird, können die Informationen nur noch langsam, unvollständig oder auch gar nicht mehr am „Zielort” ankommen.
Nachdem die Entzündung an ganz unterschiedlichen Stellen in Gehirn und Rückenmark auftreten kann, kann die MS auch vielfältige Symptome aufweisen und von Patient zu Patient ganz unterschiedlich verlaufen.

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Multiple Sklerose und das Immunsystem

Natürlicher Schutz vor Krankheitserregern

Unser Immunsystem schützt uns vor Krankheitserregern wie Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten. Es sorgt auch dafür, dass krankhaft veränderte körpereigene Zellen (sog. Krebszellen) unschädlich gemacht werden.
Wie das funktioniert? Ganz einfach: Verschiedene Bausteine arbeiten zusammen. Wobei jeder dieser Bausteine eine ganz spezielle Aufgabe hat.

Mechanische und physiologische Barrieren des Körpers

Die erste Verteidigungslinie gegen Krankheiten bilden mechanische und physiologische Barrieren des Körpers, wie eine intakte Haut oder Schleimhaut. Diese Barrieren sorgen dafür, dass ein Erreger erst gar nicht in den Körper eindringen kann.

Angeborenes Immunsystem

Gelingt es dem Krankheitserreger dennoch, in den Körper einzudringen, so übernehmen die Zellen und löslichen Faktoren der angeborenen (bzw. unspezifischen) Abwehr die Verteidigung. Das heißt: Die Phagozyten oder Fresszellen (dazu gehören Monozyten, Makrophagen und Granulozyten) des angeborenen Immunsystems verschlingen und verdauen krankmachende Eindringlinge regelrecht. Lösliche Faktoren, sogenannte Komplementproteine, lagern sich an die Oberfläche der Krankheitserreger an und schädigen so deren Zellwände; Außerdem machen sie die Krankheitserreger für Fresszellen noch schmackhafter. Man nennt diese erste Abwehrreaktion gegen des angeborenen Immunsystems auch Entzündungsreaktion. Zum angeborenen Immunsystem gehören auch die natürlichen Killerzellen. Diese durchwandern den Körper; ständig auf der Suche nach krankhaft veränderten oder durch Viren infizierte Zellen, um diese zu vernichten.

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Erworbenes Immunsystem

Die erworbene (bzw. spezifische) Abwehr wird von Lymphozyten (T-Zellen und B-Zellen) und Antikörpern gebildet. Im Gegensatz zum angeborenen Immunsystem kann sich das spezifische Immunsystem Krankheitserreger merken, um bei wiederholtem Kontakt schnell und angemessen zu reagieren. Es verleiht dem Körper Immunität gegen bestimmte Krankheiten.
Im Detail passiert Folgendes:

  • Zytotoxische T-Zellen erkennen schädliche Zellen und zerstören diese durch eine direkte Immunantwort.
  • B-Zellen reagieren auf den Kontakt mit einem Erreger mit der Produktion von spezifischen, gegen diesen Erreger gerichteten Antikörpern. Für die Antikörperproduktion benötigen B-Zellen die Hilfe von T-Helfer Zellen.
  • Antikörper binden (sich selbst) an die Oberfläche der Krankheitserreger und schädigen diese durch verschiedene Mechanismen:
    • Der Erreger wird neutralisiert, d.h. er ist durch die Einhüllung mit Antikörpern nicht mehr krankheitserregend.
    • Fresszellen werden angelockt.
    • Komplementproteinen werden angelockt.
    • Natürliche Killerzellen werden angelockt.
    • Der natürliche Zelltod wird ausgelöst.

 

Wenn das Immunsystem bei Multipler Sklerose falsch reagiert

Um uns vor Krankheiten schützen zu können, muss das Immunsystem körpereigene von körperfremden, aber auch gefährliche (d. h. Krankheitserreger) von harmlosen Strukturen (Pollen, Nahrungsmittel und Hausstaub, etc.) unterscheiden. Wobei jede Abwehrreaktion mit der Schädigung von körpereigenem Gewebe einhergeht.
Deshalb ist es wichtig, dass das Immunsystem nur auf Gefährliches und Körperfremdes (sog. Krankheitserreger) reagiert. Ist dieser Mechanismus fehlgeleitet, entstehen Krankheiten wie Allergien (d. h. Reaktionen gegen körperfremde Strukturen) oder Autoimmunkrankheiten (d. h. Reaktionen gegen körpereigene Strukturen).
Bei Multipler Sklerose wird das Immunsystem durch bisher noch nicht bekannte Prozesse fehlgeleitet und reagiert gegen die eigenen Nervenbahnen.

Was passiert dabei?
Bei Menschen mit MS wird die sogenannte Blut-Hirn-Schranke (BHS), die normalerweise verhindert, dass T-Zellen, B-Zellen und andere Abwehrzellen in Gehirn und Rückenmark eindringen können, durchlässig. Fehlgesteuerte T-Zellen werden so aktiviert, dass sie körpereigenes Nervengewebe als schädlich einstufen und angreifen. Weiters stoßen sie entzündungsfördernde Botenstoffe (sog. Zytokine) aus.
Fehlgeleitete B-Zellen werden sogar zu Entzündungstreibern. Auch sie identifizieren körpereigenes Gewebe als schädlich und „befehlen“ den T-Zellen, dieses anzugreifen. Sie setzen Zytokine frei und produzieren Antikörper, die Makrophagen und Killerzellen anlocken. Diese greifen das Gewebe zusätzlich an.

 

 

 

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